DGP-Fachtagung 2016 in Paris

DGP-Frühjahrstagung in der Stadt der Düfte – Paris

Am 28. und 29. April 2016 fand in Paris die Frühjahrstagung der Deutschen Gesellschaft der Parfümeure statt.  60 Teilnehmer verfolgten interessiert Vorträge und Duftdemonstrationen.

Den Auftakt machte Hervé Fretay, Global Director Naturals bei Givaudan in Paris, der über „Ethical Sourcing of Naturals“ berichtete. Viele natürliche Ätherische Öle und Extrakte sind immer schwieriger auf dem Markt in guter Qualität und ausreichender Menge zu erhalten – daher setzen Riechstoffhersteller selbst auf eine Zusammenarbeit mit NGO’s und lokalen Kooperativen, um die eigene Rohstoff-Versorgung langfristig und im Einklang mit Umwelt und sozialen Standards zu sichern. Zu riechen gab es das Öl der Tonkabohne und als Neuigkeit auch ein Ätherisches Öl aus gerösteter Tonkabohne.

Von Sabine Chabbert, Journalistin und Vizepräsidentin der Fragrance Foundation France, kam eine fundierte Analyse des heutigen Marktes von Feinparfums. Es werden Jahr für Jahr mehr neue Düfte auf den Markt gebracht – 2044 im Jahre 2015! Die meisten neuen Düfte sind jedoch am „Massengeschmack“ angepasst und daher nicht wirklich innovativ oder eigenständig. Als Gegentrend hierzu erleben sogenannte „Nischenparfums“ Zuwachs, denn bei solchen Düften wird nicht auf der Basis von Marktforschungsergebnissen entwickelt, sondern der Parfümeur folgt nur seiner eigenen kreativen Idee.

Roland Salesse, Gründer einer Forschungsgruppe zur Neurobiologie des Riechens an der INRA (Institut national de la recherche agronomique) in Jouy-en-Josas, erläuterte detailliert die Physiologie des Riechens. Der Riechsinn als ältester Sinn überhaupt ist direkt mit dem limbischen System, dem ältesten Teil des menschlichen Gehirns, verbunden. So können Düfte Emotionen und Erinnerungen wecken, und dies ganz ohne bewusstes Erleben. Interessant auch war zu sehen, wie durch das „Erlernen“ von Düften zum Beispiel im Gehirn von Parfümeuren die Zonen für die Verarbeitung von Riechinformationen wachsen – so können Parfümeure sich Düfte vorstellen und diese genau erinnern. Diese Fähigkeit nimmt übrigens mit der Erfahrung auch im Alter immer weiter zu!

Einer der profundesten Kenner von Lavendelölen, Ange Zola, Lehrer an der Parfümeursschule ISIPCA mit langer Industrieerfahrung, schloss den Vortragsteil des ersten Tages mit einem Vortrag zu den Veränderungen der im Markt erhältlichen Lavendelqualitäten ab. Er spannte den Bogen von den biologischen und analytischen Charakteristiken verschiedener Lavendelsorten über Unterschiede in der Verarbeitungsmethode bis zur aktuellen Bedrohung der klassischen Sorten durch eine Zikade, die zum Absterben der Pflanzen führt. So sind heute neue Qualitäten aus Züchtungen, die resistent gegen die Zikade sind, im Angebot. Neben dem Anbau in Frankreich spielen heute Bulgarien, Russland und China eine große Rolle als Produzenten von Lavendelöl.

Am zweiten Tag der Konferenz besuchten die Teilnehmer die Parfümerieschule ISIPCA in Versailles, und die dort angeschlossene „Osmothèque“. Die Osmothèque ist ein Duftarchiv, das Parfüms und Rezepturen sammelt und zugänglich macht. Patricia de Nicolaï, die Präsidentin der Osmothèque, nahm uns in einem faszinierenden Vortrag mit insgesamt 24 Riechproben auf eine Reise von den Anfängen der Parfümerie bis zu wegbereitenden Klassikern mit. Hier einige Beispiele: Das nachempfundene Parfüm Royal, in Wein und Honig gelöste Essenzen nach einer Zutatenliste von Plinius dem Älteren (23-79 n. Chr.), Jicky von Guerlain (1889), als erster Duft mit einem synthetischen Inhaltsstoff, das kostbare Iris Gris von Fath (1947) oder Charlie von Revlon (1973), das den Beginn der Marketing-getriebenen Parfümerie nach US-Vorbild in Europa markiert. Für alle an Duft Interessierten, aber vor allem für die Parfümeure, war dieser Vormittag in der Osmothèque ein absolutes Highlight!

So hat Paris als Stadt der Düfte bei der DGP-Frühjahrstagung alle Erwartungen erfüllt.

 

Vorstand und Beirat der DGP

Juni 2016

 Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der DGP-Fachtagung auf der Terrasse des Instituts Supérieur International du Parfum, de la Cosmétique et de l'Aromatique Alimentaire, ISIPCA, Versaille

 

 

 

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