Nora Kristin Rochor 

Einfluss olfaktorischer Stimulation auf die orale Nahrungsaufnahme sondenernährter Frühgeborener 

Humanmedizin an der Technischen Universität Dresden

 

Zusammenfassung

Hintergrund:

Der Geruchssinn ist bereits zwei Monate vor vollendeter Schwangerschaft funktionsfähig und erleichtert Neugeborenen die Adaptation und Orientierung im postnatalen Umfeld. Aufgrund unzureichend entwickelter motorischer Fähigkeiten muss jedoch die Mehrzahl der Frühgeborenen über nasogastrale Sonden versorgt werden, damit eine sichere und suffiziente Ernährung gewährleistet werden kann. Dies restringiert die Möglichkeit Geschmack und Geruch als chemosensorische Stimuli zu erleben und die Magenfüllung mit dem angenehmen Erlebnis der Nahrungsaufnahme zu assoziieren. Ein bedeutendes Ziel in der neonatologischen Versorgung ist daher die zeitnahe Entwöhnung von der nasogastralen Sonde und damit Förderung physiologischer Essgewohnheiten.

Zielsetzung:

Diese Studie untersucht, inwiefern die orale Nahrungsaufnahme von sondenernährten Frühgeborenen durch olfaktorische Stimulation beeinflusst und möglicherweise gefördert werden kann. Material und Methoden: Es wurden 150 kardiopulmonal stabile, sondenernährte Frühgeborene rekrutiert und per Randomisierungsverfahren in drei Gruppen eingeteilt. Diese unterschieden sich anhand des Geruchs, welcher vor jeder Fütterung mittels eines „Sniffin‘ Sticks“ präsentiert wurde. Eine Gruppe erhielt den Geruch Vanille (nahrungsassoziiert), die zweite den Duft Rose (nicht nahrungsassoziiert) und die dritte Gruppe stellte die Kontrollgruppe, welche einen geruchslosen „Sniffin‘ Stick“ bekam.

 Ergebnisse:

Die Ausgangsparameter der drei Gruppen unterschieden sich nicht signifikant voneinander, womit es sich um ein statistisch vergleichbares Patientenkollektiv handelte. Bei initialer Betrachtung aller Studienteilnehmer konnte hinsichtlich der Dauer der Sondenernährung kein Unterschied zwischen den drei Gruppen festgestellt werden (Mediane: Vanille = 11,0 d; Rose = 11,5 d; Placebo = 12 d). Da die Verwendung des „Sniffin‘ Sticks“ interindividuell variierte, erfolgte retrospektiv die Festlegung einer mindestens nötigen Präsentationsfrequenz von 2/3 bzw. 66,67%. Die daraufhin durchgeführte Auswertung der verbleibenden 45 Neugeborenen ergab, dass eine regelmäßige olfaktorische Stimulation mittels eines Vanilleduftes die Zeit bis zur oralen Nahrungsaufnahme signfikant verkürzen und ebenfalls die Dauer des Krankenhausaufenthaltes verringern kann (p < 0,05). Frühgeborene der Vanillegruppe konnten bereits nach 6,0 Tagen von der nasogastralen Sonde entwöhnt werden, während Kinder der Placebogruppe 12,0 Tage benötigten. Die Hospitalisierungszeit reduzierte sich mittels des Vanillegeruchs um 6,5 Tage im Vergleich zur Kontrollgruppe (Median = 16,0 d).

Schlussfolgerung:

Die Präsentation von Vanillegeruch vor der Fütterung resultiert in einer signifikanten Verkürzung der Sondenernährungszeit und Dauer der Hospitalisierung, sofern die Verwendung auf einer regelmäßigen Basis erfolgt.