Zugegeben, 2020 ist ein seltsames und ernstes Jahr. Die geplante Frühjahrstagung „Duft und Inspiration in der Stadt Gaudís“ am 23./24. April 2020 mit der DGP Vorstandswahl in Barcelona wurde auf Grund von COVID-19 zunächst mit gesunden Erwartungen auf 2021 verschoben. Nun, die Menschheit steht immer noch auf Probe, und die DGP plant inzwischen auch für 2021 keine Präsenzveranstaltung mehr, sondern eine virtuelle Frühjahrstagung am 19. März 2021.
Auch wenn Pläne nicht vollständig in Taten umgesetzt werden konnten, das Jahr 2020 begann für die DGP mit einer Erweiterung des Beirats. In Vorbereitung auf absehbare personelle Veränderungen begrüßte der Vorstand Frau Sarah Ajumah Brajic, Parfümeurin bei Düllberg Konzentra, Frau Verena Sehnert, Givaudan, und Herrn Lars Schlüter, Joh. Vögele KG, als neue Beiratsmitglieder.
Auch die Entscheidung über den Förderpreis 2020 fiel am Jahresanfang. Aus den allesamt sehr hochwertigen Bewerbungen ging Frau Celina Louise Sharp mit ihrer Masterarbeit „In vivo Wirksamkeits- und Verträglichkeitsuntersuchung von Hedione und Ambroxan, sowie deren olfaktorische Beurteilung“ als Siegerin hervor. Diese Arbeit, die an der Universität Hamburg in Kooperation mit der Firma Frey&Lau angefertigt wurde, überzeugte die Jury durch ihren umfassenden wissenschaftlichen Ansatz und die Kombination objektiver Wirksamkeitsmessungen für eine kosmetische Zubereitung mit der olfaktorischen Beurteilung durch die Probandinnen.
Im Rahmen des virtuellen SEPAWA-Kongresses 2020 im Oktober konnten wir Frau Sharp dann auch formell als Gewinnerin des Förderpreises ehren, und ihren Vortrag hören. Darin verdeutlichte sie, dass die untersuchten Riechstoffe Hedione, Ambroxan und Phenylethylalkohol einen positiven Effekt auf die Haut zeigten. Aus diesem Grund sollte zukünftige Forschung auch das Potential von Riechstoffen als Wirkstoffe untersuchen. Hinsichtlich der subjektiven Beurteilung der Testemulsionen wurden alle Zubereitungen mit den Riechstoffen besser beurteilt als das Placebo ohne Duft.
Hier schließt sich ein weiterer Vortrag des SEPAWA Fragrance-Vormittags am 29.10. 2020 ideal an: Frau Rita Ribau Domingues, Firma Olfasense, gab unter dem Titel „What Smells Good Sells Better: Odour Testing in Personal and Household Care Products“ einen exzellenten Überblick über die heutigen instrumentellen Möglichkeiten bei der Beurteilung von Düften. Dabei spielt die menschliche Nase immer noch die entscheidende Rolle. Spezielle Testapparaturen und ein gut geschultes Panel sind erforderlich, damit mehrere Tester unter exakt gleichen Bedingungen bewerten können.
Sehr informativ war auch der Fachvortrag von Professor Dr. Thomas Hummel, Technische Universität Dresden, zum Thema „Taste and Smell Dysfunction, and Consequences of Chemosensory Loss“. Prof. Hummel führte zunächst in die Physiologie des Riechens ein, und zeigte dass ein Verlust des Riechsinns weitreichende Auswirkungen auf das Wohlbefinden eines Menschen hat. Durch eine COVID 19-Infektion verlieren viele Betroffene vorübergehend das Riechvermögen, meist dauert dies 4-8 Wochen. Glücklicherweise ist das Riechhirn plastisch: durch regelmäßiges Riechtraining kehrt das Riechvermögen schneller zurück!
Insgesamt war das Interesse an den Fragrance-Vorträgen beim virtuellen SEPAWA-Kongress hoch. Wir wünschen natürlich sehr, dass wir 2021 beim Kongress auch wieder live riechen können!
Als weitere Anregung unserer Nasen plant die DGP eine nächste Duft-Studienreise. Das Ziel wird Tunesien sein, auch hier musste leider nach bereits umfangreicher Vorbereitung der Termin verschoben werden. Die Reise soll - mit der Hoffnung dass die Corona-Lage es zulässt - jetzt im Frühjahr 2022 stattfinden.
Viel Arbeit floss 2020 ebenfalls in die Aktualisierung und Neuauflage der DGP-Chronik, die um die Jahre 2016 bis 2019 erweitert wurde. Hier geht ein ganz herzlicher Dank an Daniel Dillenséger und Daniela Knoop. Anfang 2021 wird die Chronik auf der DGP-Webseite zur Verfügung stehen.
Wir freuen uns darauf, und auf ein baldiges Wiedersehen mit Ihnen.
Dr. Anneliese Wilsch-Irrgang & Dr. Edison Diaz