Jahresbericht der „ Deutschen Gesellschaft der Parfümeure " (DGP)

Die Deutsche Gesellschaft der Parfümeure konnte auch in 2015 wieder zahlreiche Aktivitäten für die Parfümerie und die emotionale Ästhetik des Fachgebietes aufweisen.

Frühjahrstagung Bad Boll

Im April fand die zweitägige Frühjahrstagung der DGP unter dem Motto „Natur und Gesetze" in Bad Boll statt. DGP-Präsident Dr. Wolfgang Krause gab während der Eröffnung die Erweiterung des Beirats um die Parfümeure Guy Vogel (vormals Luzi) und Jörg Zimmermann (WALA) bekannt. Die anschließenden Fachvorträge zogen einen gelungenen Spannungsbogen von der Entstehung natürlicher Rohstoffe, über die gesetzlichen Anforderungen an Ätherische Öle bis zur Vermarktung naturnaher Produktkonzepte.

Den Anfang machte Herr Ralf Kunert, Naturamus, der uns einen spannenden Einblick in die Rosenanbauprojekte von Naturamus in Afghanistan und Äthiopien gab. Naturamus ist die zur WALA-Firmengruppe gehörende Einkaufsorganisation. In Afghanistan ist es gelungen, in Kooperation mit Experten der Welthungerhilfe im äußersten Osten des Landes 880 Familien im Anbau von Rosen zu unterstützen. Die Verarbeitung bis hin zum Rosenöl wurde vor Ort aufgebaut – so wird nun jährlich Rosenöl hoher Qualität erzeugt. Nachhaltigkeit ist hier gepaart mit sozialer Verantwortung in der Region, die letztlich der langfristigen Sicherung von Rosenöl für die Kosmetik- und Duftherstellung dient.

Im Anschluss gab uns Herr Jens-Achim Protzen, Geschäftsführer der Paul Kaders GmbH, einen Überblick über den nicht immer übersichtlichen Stand der Diskussion zwischen EU-Behörden und der Industrie zu Regulierungen auf dem Gebiet der Ätherischen Öle und Allergene. Er teilte mit uns seinen Blick in die Kristallkugel. Schön, dass EU-Regularien auch mal amüsant sein können!

Frau Kristina Nowak, Marketing-Managerin bei Symrise, beleuchtete dann Aspekte des Marketings für Naturprodukte. Wir sahen, welchen Einfluss der Natur-Trend auf die Vermarktung von Produkten hat und konnten am Beispiel verschiedener Lavendelkompositionen riechen, in welcher Bandbreite natürliche Düfte interpretiert werden können.

Der DGP Förderpreis 2015 ging an Frau Jana Kromer für ihre Promotionsarbeit "Einfluss der HLA-Allele auf Körpergeruch und Partnerschaft". Frau Kromer gab uns einen sehr anschaulichen Einblick in Ihre Studien, welche die erstaunliche Wirkung der individuellen menschlichen Duftsignatur auf Partnerwahl und Lebensplanung aufzeigen. Die HLA-Allele sind im menschlichen Körper für die Immunabwehr zuständig. In ihrer Arbeit zeigte Frau Kromer, dass Paare mit ihren Partnern in Bezug auf ihr Liebesleben zufriedener sind, wenn das Immunsystem des Partners nicht mit dem eigenen übereinstimmt – damit würden die Nachkommen des Paares ein stärkeres Immunsystem bekommen.

Am Abend spazierten wir bei frühsommerlichen Temperaturen zur Burg Hohen Neuffen, um dort den ersten Tag der DGP-Fachtagung bei anregenden Diskussionen ausklingen zu lassen.

Am Freitag hatten wir die große Freude von der WALA Heilmittel GmbH empfangen zu werden. Frau Christiane Uhl, Frau Annette Greco und Frau Mareike Vermeulen begrüßten uns und luden uns ein, die WALA sowohl von der kosmetischen, als auch von der Heilmittel-Seite näher kennen zu lernen.

Herr Hans-Jörg Rösch beleuchtete die Auswirkungen neuer Regulierungen auf die Naturkosmetik. So kann zum Beispiel der von der IFRA angestrebte Grenzwert für Thujon (vorgeschlagen sind derzeit 20 ppm für leave-on und rinse-off Produkte) die Verwendung von Salbeiöl (bis zu 40 % Thujon!) in der Naturkosmetik stark beschränken. Im Lebensmittelbereich ist dagegen nur für Absinth ein Grenzwert für Thujon gesetzt, andere Lebensmittel sind überhaupt nicht reglementiert.

Sodann erläuterten Frau Annette Greco und Herr Jörg Zimmermann Philosophie und Vorgehensweise bei der Produktentwicklung der Dr. Hauschka Kosmetik und der Kreation der Düfte. In der Produktentwicklung ist es das Ziel, mit den Mitteln heilsame Prozesse im Körper des Anwenders anzustoßen – die Gesundung zu „vermitteln". Bei seiner Duftentwicklung bringt Jörg Zimmermann die Kopf-, Herz- und Basisnoten des Parfums mit den beabsichtigten Wirkungen der Präparate auf Geist und Körper des Menschen in Übereinstimmung, so dass die eingesetzten natürlichen Duftstoffe die Wirkung der kosmetischen Mittel ideal ergänzen.

In zwei parallelen Führungen konnten wir anschließend den Heilpflanzengarten oder die Analytik von WALA kennenlernen. Den Abschluss bildete ein gemeinsamer Imbiss bei der WALA. Ein herzliches Dankeschön geht an die Organisatoren und Vortragenden der WALA für die Gastfreundlichkeit und spannenden Einblicke!

Gruppenfoto Bad Boll, April 2015, DGP

SEPAWA-Kongress Fulda

Auf dem SEPAWA-Kongress 2015 war die DGP wieder mit dem DGP-Treff permanent vertreten. Am Stand konnten sich die Besucher über zahlreiche Duftstoffe informieren und an einem Riechquiz unter dem Motto „Die Welt der Düfte" teilnehmen.

Leitmotiv des DGP-Beitrages in 2015 war „Duft und Inspiration". Zu Beginn begeisterte uns Steven van der Kruit mit seinen globalen Beobachtungen in einer immer schneller werdenden Welt. Unter dem Titel „Exploring Diversity" skizzierte Steven in Bildern und an zahlreichen

Beispielen die Megatrends, die auch auf die Parfümerie von morgen Einfluss haben werden. In einer zunehmend vernetzten Welt, die ständigem Wandel unterworfen ist, beschleunigen sich Trends und deren Verbreitung über den Globus exponentiell, während sie von den unterschiedlichen Kulturen und Menschen aufgenommen und weiter verändert werden. Dabei setzen sie wiederum neue Impulse frei.

Im zweiten Teil des DGP-Parfümerie-Nachmittags konnten dann Düfte hautnah erlebt werden. Bei einem interaktiven Streifzug durch die Welt der Düfte konnten die zahlreichen Teilnehmer an vorbereiteten Stehtischen viele praktische Beispiele zu wichtigen Duftnoten unter fachkundiger Anleitung entdecken: von Bergamotte und Zitrone (Italien), fruchtigen Noten wie Mango und Guave (Brasilien), über Kirschblüte und Pfingstrose (Japan), Lavendel und Rosmarin (Frankreich), zu den reichhaltigen, schweren Düften, wie Adlerholz (Mittlerer Osten), Sandelholz und Patchouli (Indien). Nach dieser wahrhaft duften Erfahrung wurde den etwa 350 Teilnehmern sehr klar, dass Düfte nicht nur durch globale Trends, sondern vor allem durch die jeweilige Kultur und ihre regionalen Einflüsse geprägt werden. Die Herausforderungen an die Hersteller duftender Produkte sind entsprechend anspruchsvoll.

SEPAWA-Kongress Oktober 2015, Fotos: ® Kathrin Hayer

 

Weitere wichtige Aktivitäten

Die DGP hat sich auch in 2015 an der Weiterentwicklung der internationalen Parfümeursgesellschaft ISPC, die 2014 als „International Society of Perfumers-Creators" gegründet wurde, beteiligt. Das Projekt verfolgt die globale Stärkung der Parfümerie und des Berufsstandes des Parfümeurs im Besonderen.

Die zahlreichen Aktivitäten der DGP wurden unter Leitung des Ehrenpräsidenten der DGP, Herrn Dr. Alexander Boeck, in der Ergänzungsfassung der DGP-Chronik für die Jahre 2011 bis 2015, dokumentiert.

Bleiben Sie uns gewogen!

Mit „duften" Grüßen,
Vorstand und Beirat der Deutschen Gesellschaft der Parfümeure, Januar 2016

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